Die Bildung ist eines der wichtigsten Bereiche unserer Gesellschaft. Nicht nur ermöglicht sie die Integration aller Kinder und Jugendlichen, sondern bereitet die kommenden Generationen auch auf die zukünftigen Herausforderungen vor. Die Schule soll der Ort sein, an dem Schülern kritisches Auseinandersetzen mit Quellen, Wissen und Informationen beigebracht werden soll – und nicht erst ab der Universität. Als Jungsozialisten sind wir der Meinung, dass eine zukunftsorientierte, gute und gerechte Bildung langfristig ein unermesslicher Mehrwert für unsere Gesellschaft und Demokratie ist.
Sprache in der Schule
Als Jungsozialisten sind wir der Meinung, dass sowohl Deutsch als auch Französisch vom ersten Schuljahr an gelehrt werden müssen. Wir stellen uns vehement gegen ein zweigleisiges System, da dies nur zu einer weiteren unnötigen Abgrenzung zwischen zwei Gruppen führt. Allerdings soll dabei zunächst besonders die Sprechkompetenz ausgebaut werden. Es sollte in erster Linie nicht darum gehen, eine möglichst perfekte Aussprache zu beherrschen – dies schreckt mehr ab als es sinnvoll ist. Ein Akzent gehört auch zur individuellen Identität und ist in einer multilingualen Gesellschaft ein völlig geläufiges Phänomen. Luxemburgisch könnte als Verbindungssprache benutzt werden, wenn den Schülern etwa ein Wort auf Deutsch oder Französisch nicht einfällt. Als JSL sind wir auch der Meinung, dass in Prüfungen in Fächern wie Geschichte oder Geographie jedem Kind überlassen sein soll, ob es Französisch oder Deutsch benutzt. Für uns ist genau dies auch ein starkes Zeichen für eine multilinguale Gesellschaft.
Als Jungsozialisten vertreten wir die Meinung, dass Luxemburgisch eine ausgezeichnete Integrationssprache ist. Wenn Kinder aus verschiedenen Migrationshintergründen miteinander kommunizieren, benutzen sie vorzugsweise Luxemburgisch. Sicherlich ist die Schule auch der geeignete Ort, um die Grammatik und Orthographie des Luxemburgischen zu lernen, allerdings soll dies nicht auf Kosten der Mehrsprachigkeit gehen. Die großen Verteidiger der luxemburgischen Sprache sollen sich auch endlich einmal bewusst sein, dass Luxemburg historisch gesehen multilingual war und ‚Luxemburgensia‘ sich nicht nur auf Literatur in Luxemburger Sprache beschränkt. Die JSL sind auch der Meinung, dass man in den schulischen Sprachkursen mehr Literatur aus Luxemburg im Programm aufnehmen soll – welche ja auch Werke in verschiedenen Sprachen, etwa auf Deutsch oder Französisch, zu bieten hat.
Für die Einrichtung und Unterstützung von Ganztagsschulen
In vielen Familien müssen beide Eltern arbeiten, wenn sie überhaupt noch über die Runden kommen wollen. Dies ist auch den wachsenden Ungleichheiten und der Fehlpolitik der letzten Jahre und Jahrzehnte geschuldet. Wenn die Eltern dann zusätzlich Immigranten sind und nur begrenzte Kompetenzen in einer der drei offiziellen Sprachen haben, können sie ihrem Kind bei seinen schulischen Aufgaben kaum zur Seite stehen, so sehr sie sich auch bemühen. Zudem sprechen viele Kinder außerhalb ihrer Sprachkurse nur wenig Französisch oder Deutsch. Es findet keine Auseinandersetzung mit diesen Sprachen außerhalb der Schule statt. Aus diesem Grund verlangen wir als JSL Ganztagsschulen, kombiniert mit sportlichen, kulturellen und sozialen Tätigkeiten, wo Schüler von kompetentem Personal betreut und umgeben werden, welches ihnen auch bei der Lösung ihrer Aufgaben behilflich sein kann. Dies würde besonders Kindern mit Immigrationshintergrund sowie luxemburgischen Kindern, die im Französischen Schwierigkeiten haben, zugutekommen.
Des Weiteren sollte vor allem in den ersten Jahren des Gymnasiums sichergestellt werden, dass die Schüler auf einen Lehrer ihres Vertrauens zurückgreifen können, um schulische Probleme, die das Unterrichtsmaterial an sich überschreiten, zur Sprache bringen zu können. Das sogenannte “Tutorat” kann dabei als Orientierungsmodell dienen.
Fächerübergreifendes Denken statt Schubladenmentalität
Unser Schulsystem – und auch jene in vielen anderen Ländern – ist zu sehr auf eine abgekapselte Einteilung in Fächern aufgebaut, als hätten diese kaum etwas miteinander zu tun. Allerdings sind Fächer wie beispielsweise Geographie und Geschichte oder naturwissenschaftliche Fächer sehr stark miteinander verbunden. Und überhaupt: wenn man Vergangenes erzählen möchte, braucht man dafür die nötige Sprachkompetenz. Die Jungsozialisten verlangen hier ein Umdenken und eine Reform, die auch langfristig hält was sie verspricht, anstatt von jedem neuen Minister umgestaltet zu werden. Dies schadet unserem Bildungssystem mehr, als es wert ist, und provoziert regelmäßige Auseinandersetzungen mit dem Lehrpersonal. Die Kosten dieser ständigen Änderungen und Differenzen zwischen Lehrpersonal und Ministerium tragen hauptsächlich die Schüler.
Den Schülern muss verständlich gemacht werden, dass man Fächer nicht einfach voneinander trennen kann. Wir plädieren dafür, dass fächerübergreifend gearbeitet und gelehrt wird, dass Schüler an Projekte arbeiten, die sowohl Kompetenzen z.B. in Geschichte als auch in Geographie, oder in Musik als auch in Kunst benötigen und ausbauen. Dabei soll das Lehrpersonal der einzelnen Fächer zusammenarbeiten und fächerübergreifende Projekte betreuen. Wichtig ist dabei auch, dass die Schüler lernen, selbstständig und kritisch zu denken. Sie sollen lernen, Quellen kritisch zu hinterfragen, egal ob es sich um Texte oder Bilder handelt. Wichtig wäre auch, ein Allgemeinwissen im Bereich Kultur zu vermitteln, etwa Film, Theater oder Kunst. Nur über diesen Weg wird auch die Neugierde geweckt, vorausgesetzt, der Einstieg gestaltet sich einfach.
Durch solche fächerübergreifenden Projekte lernen die Schüler selbst, für was sie sich am meisten interessieren. In diesem Kontext wäre es auch sinnvoll, mehr in die Natur zu gehen und die Umwelt kennenzulernen. Die Umweltverschmutzung und Klimaerwärmung sind ein Fakt – egal ob Politiker das Gegenteil behaupten. Eine Sensibilisierung in diesem Sinne wäre notwendig, damit aus den Schülern auch verantwortungsbewusste Erwachsene werden.
Wir Jusos fordern, dass viel mehr Wert auf die Allgemeinbildung und den Aktualitätsbezug gesetzt wird. Wir leben in einer globalisierten Welt, die sicherlich neben den vielen Vorteilen erhebliche Risiken und Schäden mit sich bringt. Die Schüler müssen sehr früh verstehen wie die globale Finanz- und Wirtschaftswelt funktioniert. Des Weiteren sollte mehr Wert auf die Lehre der verschiedenen Kulturen und Gebräuche gelegt werden wie auch auf gemeinsame Schülerprojekte in der Großregion und Europa. Dies ist besonders wichtig im Hinblick auf den steigenden Nationalismus und die Fremdenfeindlichkeit. Der neu eingeführte Werteunterricht könnte hierfür genutzt werden.
Die Herausforderungen der Digitalisierung meistern
Die Digitalisierung schreitet voran und ist nicht zu stoppen. Diese Entwicklung ist an sich nichts Negatives. Allerdings müssen die nötigen Kompetenzen vermittelt werden, soll sie sich nicht zu einer Büchse der Pandora entwickeln. Die Schule nimmt hier eine zentrale Rolle ein, wenn es darum geht, den Schülern zu zeigen, wie man überhaupt richtige von falschen Informationen unterscheidet. In einer Welt, in der scheinbar das ganze Wissen nur einen Klick entfernt ist, vergessen wir nur allzu oft, dass kaum jemand weiß, wie Google überhaupt funktioniert, oder dass es auch Probleme bei der Archivierung digitaler Dokumente gibt. Die Schüler müssen den Umgang mit neuen Informationstechnologien lernen.
Durch die Digitalisierung verschwinden auch Arbeitsplätze – dafür werden neue geschaffen. Es ist die Aufgabe des Bildungssystems, die zukünftigen Generationen genau auf dieses Problem vorzubereiten. Smartphones, Laptops und Computer sind kaum mehr aus unserem Leben wegzudenken. Das Internet ist zu einem wichtigen Medium geworden, zur Kommunikation, Informationsbeschaffung und Unterhaltung. Die Schulen müssen sich endlich dem Trend anpassen. Auch die Lehrmethoden können von der Digitalisierung profitieren, sei es durch mehr Interaktivität oder Verknüpfung verschiedener Informationen und Quellen.
Das Bildungssystem ist einer der wichtigsten Bausteine unserer Gesellschaft. Allerdings ist sie bisher immer nur Opfer eines kurzfristigen politischen Denkens geworden. Es gaben zahlreiche Reformen, ohne wirklich positive Resultate aufzuweisen, auch gerade weil diese Reformen nie langfristige Entwicklungen mit einbezogen haben. Es wird Zeit, die Schule zu dem zu machen, was sie sein sollte: eine Bildungsstätte zukünftiger, kritisch denkender und verantwortungsbewusster Bürger.
Angenommen auf dem Nationalkongress am 19. März 2017.
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